Landkreis Stade. Es sind nicht ausschließlich Schläge und Handgreiflichkeiten, häusliche Gewalt ist mehr als das: Auch Beleidigungen, Stalking und Überwachung gehören dazu. Oftmals ist das den Betroffenen allerdings nicht bewusst. Das wollen die hauptamtlichen Gleichstellungsbeauftragten aus dem Landkreis Stade mit einer breitangelegten Plakatkampagne während der weltweiten Aktionstage „Orange Days“ ändern.
Zwischen dem 25. November und dem 10. Dezember informieren die Gleichstellungbeauftragten mit Bannern, Großplakatwänden sowie mit Beiträgen auf Instagram und Facebook, um so möglichst viele Menschen zu erreichen. Die Gleichstellungsbüros haben mehrere Werbeplakate im Landkreis plakatieren lassen. Unter anderem hängt am Kreishaus ein großes Banner, ebenso wie am Mehrgenerationenhaus in Horneburg und am Rathaus der Hansestadt Stade. In Buxtehude werden an Brücken verschiedene Banner hängen und an der Ecke Poststraße/Hansestraße ein großes Plakat, in Himmelpforten am Bahnhof und in Harsefeld an den Ortseingängen. Alle zeigen die Kontaktdaten von Hilfeeinrichtungen.
Wie wichtig diese Aufklärungsarbeit ist, zeigen erschreckende Zahlen: Tausende Frauen sind bundesweit von häuslicher Gewalt betroffen – unabhängig vom Bildungsstand, Alter, sozialer Schicht oder Herkunft. Jede vierte Frau erlebt mindestens ein Mal in ihrem Leben Gewalt in ihrer Beziehung – das sind mehr als zwölf Millionen Frauen. Alle drei Tage wird in Deutschland eine Frau durch ihren (Ex-)Partner getötet. So auch vor wenigen Wochen in Horneburg. „All das ist nicht hinnehmbar! Deswegen wollen wir mit unserer Kampagne für das Thema häusliche Gewalt sensibilisieren“, so die Gleichstellungsbeauftragten, denn: „Gewalt fängt nicht erst mit dem ersten Schlag an. Das ist vielen nicht bewusst.“
Häusliche Gewalt ist auch, wenn der Mann das Geld oder das Handy seiner Partnerin kontrolliert, sie beleidigt, ihre Freizeit überwacht oder ihr beispielsweise soziale Kontakte verbietet. Oftmals gehe es dabei um Macht.
Mit der Kampagne ergänzen die Gleichstellungsbeauftragten die bekannte Papiertütenaktion „Gewalt?!… kommt nicht in die Tüte!“, die sie zusammen mit dem Netzwerk gegen häusliche Gewalt durchführen. Kreisweit nutzen 18 Bäckereien sowie andere Geschäfte, Marktbeschickerinnen und die Stader Tafel während der „Orange Days“ die mit Hilferufnummern bedruckten Papiertüten. Das gemeinsame Ziel aller Akteurinnen und Akteure: Gewalt darf nicht länger ein Tabuthema sein, damit Betroffene den Mut haben, sich Hilfe zu holen.
Hier gibt es Hilfe:
Stader Frauenhaus: 04141 44123
AWO-Beratungsstelle bei häuslicher Gewalt (BISS): 04141 534415
AWO-Beratungsstelle Lichtblick gegen sexuelle Gewalt: 04161 714715
Hilfetelefon „Gewalt gegen Frauen“: 116 016