„RotlichtAus!“: Das fordert ein Aktionsbündnis aus dem Landkreis Stade. Ein Jahr lang thematisierten Frauen und Männer von mehreren Organisationen, Institutionen, Vereinen und Verwaltungen mit verschiedenen Aktionen Prostitution und ihre Folgen. Jetzt ging die Kampagne zu Ende – mit einem durchweg positiven Fazit.
„Wir wollten informieren, sensibilisieren und diskutieren. Alle drei Ziele haben wir erreicht“, so Sonja Domröse von Soroptimist International, Club Stade. Ihre Mitstreiterin und Gleichstellungsbeauftragte der Hansestadt Buxtehude, Gabi Schnackenberg, ergänzt: „Unsere Erwartungen wurden übertroffen.“ Die Veranstaltungen waren äußerst gut besucht, bei einer Mitmachaktion bezogen 150 Menschen aus dem Landkreis Stade klar Stellung und in der Öffentlichkeit wurde teils intensiv diskutiert. Gewiss auch, weil sich die Organisatorinnen ebenfalls eindeutig positionieren.
Sie treten für das sogenannte nordische Modell ein, das auch das Europäische Parlament seit 2014 empfiehlt und unterschiedliche Länder wie Frankreich, Island und Irland eingeführt haben. Dort ist nicht Prostitution an sich, jedoch der Kauf von Dienstleistungen in diesem Bereich verboten. Zusätzlich gibt es Ausstiegshilfen für Prostituierte und Aufklärungsprogramme für die Bevölkerung. Das Aktionsbündnis setzt daher auf die Novellierung des Prostituiertenschutzgesetztes im kommenden Jahr. „Wir fordern die Umsetzung des europäischen Rechts auch in Deutschland, um die Gewalt und das Elend zu beenden. Laut Studien prostituieren sich maximal fünf Prozent der Frauen freiwillig“, erklärt Sonja Domröse.
Wie wichtig ein Verbot ist, zeigte die einjährige Kampagne „RotlichtAus!“, die unter anderem von Landrat Kai Seefried und den Bürgermeisterinnen und Bürgermeistern des Landkreises Stade unterstützt wurde. Bei den Vorträgen wurde beispielsweise deutlich, unter welcher Gewalt Frauen in der Prostitution leiden und wie groß die Clankriminalität in diesem Milieu ist.
Reichlich Aufmerksamkeit – auch überregional – erzeugte eine zehntägige Plakataktion mehrerer Gleichstellungsbeauftragten Ende Juni. Im gesamten Landkreis Stade waren mehr als 30 großformatige Plakate mit kritischen und durchaus provokanten Sätzen zu sehen. Auch sie verfehlten ihr Ziel offensichtlich nicht: Unbekannte beschädigten die Leinwand direkt neben einem Bordell an der B74 in Ovelgönne, was wiederum für noch mehr Berichterstattung sorgte.
Doch auch darüber hinaus war das Interesse an der Kampagne groß, etwa beim Vortrag einer ehemaligen Prosituierten, bei der Filmvorführung „Kein Job wie jeder andere“ oder bei einer Ausstellung und den passenden Schulworkshops zu sogenannten „Loverboys“, also Zuhältern, die sich das Vertrauen junger Frauen erschleichen und dann zur Prostitution zwingen.
Obwohl die Kampagne „RotlichtAus!“ nun endet, soll die Arbeit weitergeführt werden, kündigt Elena Knoop, Gleichstellungsbeauftragte des Landkreises Stade an: „Wir haben ein aktives und schlagkräftiges Netzwerk aufgebaut, das wir weiterhin nutzen werden, um die Menschen noch mehr aufzuklären. Wir bleiben dran!“ Denn viele Argumente für die Prostitution basiere auf Mythen. Hier müsse ein Umdenken in der Bevölkerung geschehen.
Derzeit bildet sich eine Arbeitsgruppe. Dieses Bündnis mit Frauen aus verschiedenen Vereinen und Verwaltungen will künftig neue Aktionen durchführen, schließlich ist das Ziel „RotlichtAus!“ noch nicht erreicht.
Zu dem Aktionsbündnis „RotlichtAus!“ gehören:
– Soroptimist International, Club Stade
– Soroptimist International, Club Buxtehude
– Terre des Femmes, Städtegruppe Stade
– Landfrauen Kreisverband Stade
– Frauenwerk Sprengel Stade
– pro familia
– Arbeitsgemeinschaft der Gleichstellungsbeauftragten im Landkreis Stade
– Himmelblau – Frauen für interkulturelle Bildung und Begegnung (FIBB) e. V
– Rotary Club Stade
– Lions Club Altes Land
– Inner Wheel Stade
– Ladies´Circle 59 Stade